
Das Wallis mit seinem zerklüfteten Relief und seiner strategischen Lage beherbergt ein bedeutendes unterirdisches Kulturerbe, das von seiner militärischen Vergangenheit geerbt wurde. Diese in die Bergflanken gegrabenen, für Laien oft unsichtbaren Forts waren lange Zeit Schlüsselelemente der Schweizer Verteidigung. Inzwischen sind sie nicht mehr in Betrieb und wecken zunehmend das Interesse an innovativen Konversionen, die das Kulturerbe mit neuen Nutzungsmöglichkeiten verbinden.
Während des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges verstärkte die Schweiz ihre Verteidigungsstrategie durch den Bau eines ausgedehnten Netzes von unterirdischen Befestigungsanlagen. Im Wallis sollten diese Infrastrukturen die strategischen Alpenachsen schützen und jegliche Invasion verhindern. Die aus Tunneln, Galerien und ausgerüsteten Bunkern bestehenden Anlagen waren so konzipiert, dass sie Angriffen standhalten und autonome Garnisonen mehrere Monate lang beherbergen konnten.
Heute, mit den sich ändernden Bedürfnissen und der Verteidigungsstrategie werden viele dieser Anlagen nicht mehr für militärische Zwecke genutzt. Ihre Robustheit und ihre Integration in die Landschaft bieten jedoch ein bemerkenswertes Potenzial für Umnutzungsprojekte.
Öffentlich zugängliche Touristenorte
Einige Forts haben bereits ein zweites Leben durch die Aufwertung des Kulturerbes und des Tourismus gefunden. Das Fort de Cindey und das Fort du Scex in Saint-Maurice sind emblematische Beispiele dafür. Diese Anlagen sind nun für Besucher geöffnet und bieten mit interaktiven Ausstellungen und Führungen durch die unterirdischen Gänge die Möglichkeit, in die Schweizer Militärgeschichte einzutauchen.
Diese Umwidmung in Erinnerungsmuseen entspricht einer wachsenden Nachfrage der Öffentlichkeit nach immersiven und lehrreichen Erlebnissen. Durch die Entwicklung solcher Angebote könnte das Wallis seine touristische Attraktivität steigern und gleichzeitig ein Stück seiner Geschichte bewahren.
Kultur- und Veranstaltungsräume
Andere Projekte könnten diese Forts in Kultur- und Kunsträume verwandeln. Wie alte Steinbrüche, die in Konzertsäle oder Ausstellungsräume umgewandelt wurden, bieten diese unterirdischen Bauwerke ideale Bedingungen für aussergewöhnliche Veranstaltungen.
Dank ihrer besonderen Akustik und ihrer einzigartigen Atmosphäre könnten in einigen Tunneln immersive Shows, Projektionen oder Kunstinstallationen stattfinden, wie es beispielsweise im unterirdischen See von Saint-Léonard der Fall ist. Eine solche Umnutzung würde diese Infrastrukturen nicht nur erhalten, sondern auch in neuer Form erlebbar machen.
Innovation und nachhaltige Entwicklung, vielfältige Verwendungsmöglichkeiten
Die militärischen Forts im Wallis könnten auch eine Rolle bei der Energiewende und der wissenschaftlichen Forschung spielen. Ihre thermische Stabilität und ihre Abgeschiedenheit machen sie zu geeigneten Orten für den Aufbau von Energiereserven, wobei einige Tunnel in Lagerräume für Batterien oder Infrastrukturen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien umgewandelt werden könnten.
Ein weiteres Potenzial besteht darin, sie als Datenzentren zu nutzen, da die konstante Temperatur dieser Räume sie zu idealen Standorten für die Unterbringung von energiesparenden Computerservern macht. Ein Potenzial, das bereits teilweise ausgeschöpft wird.
Möglichkeiten, die es zu erkunden gilt
Während mehrere Forts im Wallis bereits saniert wurden, müssen andere noch aufgewertet werden. Zwischen Tourismus, Kultur und Innovation bieten diese Infrastrukturen eine einzigartige Gelegenheit, den Erhalt des Kulturerbes mit neuen Nutzungen zu verbinden.
Angesichts der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts könnten diese ehemaligen Verteidigungsbastionen so zu Orten des Experimentierens und der Entwicklung werden und dazu beitragen, eine neue Seite der Industrie- und Architekturgeschichte des Wallis zu schreiben.