
D as Wallis ist einer der dynamischsten Kantone der Schweiz. Es profitiert von einer besonders grossen wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung. Als Beispiel kann angeführt werden, dass das Wallis in Bezug auf die Gründung von Startups zu den fünf besten Kantonen unseres Landes gehört. Ausserdem ist in den meisten Tätigkeitssektoren weiterhin ein Wachstum zu beobachten. Auch in Bezug auf die Demografie zeigt sich dieselbe Tendenz. Bis 2050 wird die Bevölkerung auf über 415 000 Einwohnerinnen und Einwohner geschätzt. Im Vergleich zur aktuellen Situation bedeutet das eine Zunahme von etwas mehr als 60 000 Bewohnern.
Die Mobilität als neuralgischer Punkt des Wachstums bildet für den Kanton eine Achse der strategischen Entwicklung. Und es sind zahlreiche Herausforderungen zu meistern: Sanierung der bestehenden Infrastruktur, Sicherung gewisser Verkehrswege vor Naturgewalten und Ausweitung des Angebots des öffentlichen Verkehrs. Als Gebirgskanton ist das Wallis ausserdem mit spezifischen geografischen Einschränkungen konfrontiert. Dieser entscheidende Aspekt erfordert ein Vorgehen, das an die erhöhten Risiken von Naturkatastrophen angepasst ist. Ausserdem muss ein engmaschiges, mit der Bevölkerung der Seitentäler solidarisches Verkehrsnetz aufrechterhalten werden.
Strassennetz: in erster Linie Sanierung und Sicherung
Das über 1500 Kilometer lange Kantonsstrassennetz des Wallis ist rauen klimatischen Bedingungen ausgesetzt, was die Abnutzung beschleunigt und ein umfangreiches Sanierungsprogramm erforderlich macht. Für den neuen Chef der Dienststelle für Mobilität des Kantons (DFM), Sylvain Dumoulin, besteht die Priorität in erster Linie in der Gewährleistung der Sicherheit für die Nutzer und in der Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Verbindungen zwischen den verschiedenen Regionen des Kantons. «Im Walliser Mobilitätssystem bildet das Strassennetz das Gerüst, an das alle anderen Transportformen angebunden sind: Langsamverkehr, Schienenverkehr, Seilbahnen und öffentlicher Verkehr. Um diese Angebote weiterentwickeln zu können, muss unser Strassennetz gut unterhalten sein.»
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen
Die Umsetzung dieser Vision hängt mit wichtigen wirtschaftlichen und sozialen Fragen zusammen. Im Besonderen geht es um die Finanzierung dieser Programme. Insbesondere im Zusammenhang mit den vom Bund geplanten Sparmassnahmen handelt es sich um eine grosse Herausforderung für den Kanton. Die Problematik ist äusserst besorgniserregend, da die Bundessubventionen 63 % des Defizits des regionalen Personenverkehrs im Wallis decken.
«Die Sparmassnahmen auf Bundesebene sind noch nicht klar», führt Sylvain Dumoulin aus. «Sie widersprechen ausserdem der nachhaltigen Vision der Schweiz, die eine umweltschonende Mobilität fördern will. Auf jeden Fall wollen wir unsere Linien aufrechterhalten, um zu verhindern, dass die Mobilitätsbedürfnisse der bevölkerungsärmeren Seitentäler gegenüber denjenigen der grossen Stadtzentren in den Hintergrund gedrängt werden.»
Für die DFM handelt es sich um ein zusätzliches Element neben der bestehenden Schwierigkeit, ein Netz zu unterhalten und zu entwickeln, das immer stärker unter Abnutzung und klimatischen Bedingungen leidet. Das Bevölkerungswachstum, das zu immer mehr Automobilisten führt, und der Klimawandel mit den häufigeren extremen Wetterlagen beeinträchtigen ebenfalls den Strassenunterhalt. «Und das alles mit notwendigerweise begrenzten menschlichen, technischen und finanziellen Ressourcen. Deshalb müssen die Projekte priorisiert werden. Vorerst gilt es, die Sicherheit der Nutzer und die Resilienz unseres Strassennetzes zu garantieren», ruft Sylvain Dumoulin in Erinnerung.

Urbane Mobilität: künftig ein verbindendes Element zu den Seitentälern?
In den Städten geht es vor allem darum, die Zentren vom Transitverkehr (Autos, welche die Agglomerationen durchqueren, ohne anzuhalten) zu entlasten. Gewisse Projekte könnten dabei eine verbindende Rolle zu den Ortschaften in den Seitentälern spielen. Ein Beispiel ist der mögliche Bau einer Seilbahn, welche die Mayens de l’Ours mit dem Bahnhof der Walliser Hauptstadt verbinden würde. Das Projekt mit Kosten von rund 25 Millionen Franken hat gemäss dem Präsidenten der Stadt Sitten, Philippe Varone, gute Chancen, bis 2027 verwirklicht zu werden.
«Solche Projekte bieten zahlreiche Vorteile. Es müssen keine zusätzlichen Strassen gebaut und unterhalten werden, die Auswirkungen auf den Boden sind gering und es handelt sich um nachhaltige Lösungen. In Bezug auf die Nutzung ermöglichen diese Infrastrukturen die Entwicklung des Tourismus, indem sie dazu beitragen, in den Tourismusdestinationen den Autoverkehr zu reduzieren. Diese Projekte verbessern jedoch auch das Angebot des regionalen öffentlichen Verkehrs.»
Ein anderes Seilbahnprojekt steht noch ganz am Beginn. Es handelt sich um die Verbindung von Bramois mit Nax. Ein Pendelbus zwischen Nax und den umliegenden Dörfern soll das Projekt der künftigen Seilbahn ergänzen. Wenn es die administrativen, rechtlichen und finanziellen Hürden überwindet, könnte es bis 2030 realisiert werden. Schliesslich befassen sich die Stadt Sitten und der Kanton mit der Verbesserung der Verbindung zwischen dem Bahnhof und dem Spital Sitten. In nächster Zeit wird der Campus des Gesundheitspools eröffnet. Am Standort werden dann über 5000 Nutzer pro Tag erwartet. Ein Auftrag ist vergeben worden, um das ideale Transportmittel zu bestimmen. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Buslinie mit hoher Frequenz.

zwischen Sitten und Veysonnaz
In Richtung einer nachhaltigeren Mobilität
Abgesehen von der Sanierung der bestehenden Infrastrukturen muss sich das Wallis auch mit dem Übergang in Richtung einer nachhaltigeren Mobilität befassen. Die vom Kanton erstellte Strategie Langsamverkehr 2040 enthält ehrgeizige Ziele in Bezug auf den Modalanteil und die Reduktion des CO₂- Aussstosses in Zusammenhang mit dem Verkehr. Zum Beispiel möchte der Staat bis 2040 ein Velowegnetz von 300 Kilometern Länge realisieren, um die wichtigsten Walliser Agglomerationen miteinander zu verbinden. Das Projekt erfordert innerhalb von zwanzig Jahren Investitionen zwischen 200 und 250 Millionen Franken. Bezweckt wird damit eine Erhöhung der täglich mit dem Velo zurückgelegten Distanzen von 5 auf 15 %. «Den Nutzern sollen verschiedene Transportmöglichkeiten angeboten werden, die sich ergänzen und nicht konkurrenzieren», präzisiert der neue Chef der DFM.
Zum Vergleich: Auf nationaler Ebene beträgt der aktuelle Durchschnitt der täglich mit dem Velo oder zu Fuss zurückgelegten Reisen 8,5 %. Obwohl die Steilheit der Strassen die massive Nutzung des Velos auf dem gesamten Kantonsgebiet erschwert, erklärt sich der aktuelle Rückstand in Bezug auf den Langsamverkehr vor allem durch den ungenügenden Schutz der Velofahrer. Eine erste Analyse in der Talebene hat aufgezeigt, dass die Sicherheit der Velofahrer nur auf knapp 20 % der Kantonsstrassen gewährleistet ist.
In Bezug auf die nachhaltige Mobilität ist auch die Schaffung eines Netzes von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu erwähnen, das den gesamten Kanton abdecken soll. «Im Zusammenhang mit der bedeutenden Elektrisierung der Mobilität liegt diese Aufgabe vor allem in der Zuständigkeit der Privatinvestoren und der wichtigsten Energielieferanten», betont Sylvain Dumoulin.
Sylvain Dumoulin, neuer Chef der DFM
Nach seiner Ausbildung zum Bauingenieur an der ETHZ arbeitete Sylvain Dumoulin während mehr als zehn Jahren in einem Büro mit 30 Mitarbeitenden in Sitten. Dort stieg er zum stellvertretenden Direktor auf. Politisch engagierte er sich anschliessend als Gemeinderat von Savièse. Seit acht Jahren ist er Präsident dieser Gemeinde. Gleichzeitig begann er 2018 seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der DFM, unter der Leitung des Dienstchefs Vincent Pellissier, dessen Nachfolge er am 1. August angetreten hat. Er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und wohnt in Savièse. Er freut sich, innerhalb der kantonalen Verwaltung in drei Bereichen arbeiten zu dürfen, die ihn am meisten begeistern: Engineering, Management und öffentlicher Dienst.
