Die digitalisierung in der Bauwirtschaft

Die Bauwirtschaft hat mit Entschlossenheit die digitale Wende in Angriff genommen. Eine vielversprechende Dynamik, die insbesondere im Wallis begonnen hat. Die Pionierleistungen dieses Kantons werden allmählich von den übrigen Westschweizer Kantonen übernommen.

Unter den wichtigsten Tendenzen, welche in letzter Zeit die Wirtschaft im weiteren Sinne geprägt haben, ist die Digitalisierung sicher eines der bedeutendsten Elemente. Der Paradigmenwechsel ist praktisch in allen Tätigkeitsbereichen spürbar. Optimierung der Prozesse, Automatisierung gewisser Aufgaben, Zeitgewinn und wirtschaftliche Vorteile sind Faktoren, welche die massive Anwendung digitaler Technologien in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft erklären. Die Bauwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren diesbezüglich eher zurückhaltend gezeigt. Jetzt nimmt sie jedoch eine klare Haltung ein. Der Kanton Wallis hat übrigens eine Vorreiterrolle gespielt. Er hat insbesondere im Bereich der Weiterbildung wichtige Projekte initiiert. Durch diese Pionierleistungen rücken die Westschweizer Kantone näher zusammen, denn die übrigen Kantone übernehmen die Tendenz und lassen sich vom Wallis inspirieren.

Als Beispiel kann die vom WBV im Herbst 2021 lancierte Plattform E-Campus erwähnt werden, die den Fachleuten des Baugewerbes Online- Weiterbildungen in ihrem eigenen Rhythmus ermöglicht. Nach dem Programm für die Baumaschinenführer in einem Hybrid-Format mit theoretischen Online-Kursen und praktischen Kursen vor Ort ist ein Kurs in Bezug auf die Bauarbeitenverordnung (BauAV) entwickelt worden, der hauptsächlich digital angeboten wird. Künftig steht auch ein dritter Kurs im Bereich des Anschlagens im Hybrid-Format zur Verfügung.

Platzierung von Uferbefestigungen am Rhone mit einem Bagger, der präzise durch Satellitenführung gesteuert wird.

Entwicklungsfähiger Ansatz

«Das langfristige Ziel besteht darin, unsere Kurse laufend an die Entwicklungen des Sektors anzupassen und sie auf unserer Plattform anzubieten», erklärt Kilian Lötscher, Vizedirektor des WBV und Verantwortlicher für die Berufsbildung. «Der E-Campus garantiert den Unternehmen und den Fachleuten eine Aktualisierung der Kompetenzen, die den neusten kantonalen Vorschriften entspricht. Es handelt sich auch um ein flexibles Lerninstrument, das alle in ihrem eigenen Rhythmus einsetzen können. Dieser Vorteil wird von den Nutzern oft betont.»

Ein Trimble-GPS-Empfänger, der auf einer Baumaschine montiert ist, ermöglicht eine millimetergenaue Positionierung der Arbeiten.

Die Online-Kurse sind auf Französisch und Deutsch verfügbar. Ergänzt werden sie durch zusammenfassende Erklärungen auf Italienisch, Spanisch, Kroatisch und Serbisch. Diese Kurse werden zum Teil durch theoretische Module im Präsenzunterricht und praktische Arbeiten vor Ort ergänzt. Alle Kurse werden mit Prüfungen vor Ort abgeschlossen.

Alexandre Comby, CEO von mobiletic, hat die Plattform entwickelt. Für ihn entspricht das digitale pädagogische System der Bauwirtschaft genau der technologischen Entwicklung in anderen Tätigkeitsbereichen. «Unsere Stellung ermöglicht uns eine globale Sicht auf die Art und Weise, in der sich die Wirtschaft mit ihrer digitalen Transformation beschäftigt. Nach Projekten in den Bereichen Schule, Universität, Medizin und Gastronomie arbeiten wir nun aktiv mit der Bauwirtschaft zusammen. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bietet das E-Learning einmalige Vorteile in Bezug auf Zeitgewinn, Flexibilität und individuellen Fortschritt.»

Für die Online-Kurse des Campus des WBV hat das Team von Alexandre Comby ein abgestuftes Kursprogramm ausgearbeitet. Ziel: die Teilnehmenden dazu motivieren, weiterzugehen und Zugang zu den praktischen Ausbildungsperioden zu erhalten, die nur nach erfolgreichem Abschluss der theoretischen Online-Module in Angriff genommen werden können. Ein individualisiertes Programm, das sich an den Rhythmus und die Möglichkeiten des Lernenden anpasst und in enger Zusammenarbeit mit dem WBV entwickelt worden ist, der mobiletic den Unterrichtsstoff geliefert hat. Eine andere Herausforderung: Den Ausbildnern die Möglichkeit bieten, sich das Instrument anzueignen.

«Die Ausbildner sind bei der Implementierung von digitalen Lernlösungen nämlich entscheidend», fährt Alexandre Comby fort. «Der Übergang zu einer E-Learning-Plattform verändert für sie die Dynamik des bisherigen klassischen Unterrichts vollständig. Wir haben ausserdem versucht, den Ablauf für den Nutzer vom Login bis zum Erhalt des Zertifikats möglichst flüssig zu gestalten.»

Interkantonale Harmonisierung

In Bezug auf die verschiedenen Weiterentwicklungen des E-Campus sind insbesondere die Anstrengungen zwischen den Kantonen Genf, Waadt, Freiburg und Jura zur Harmonisierung der Programme zu erwähnen. «Die Sektionen dieser Kantone haben über die Weiterbildungen für Baumaschinenführer und im Bereich des Anschlagens unser System als Grundlage für die Koordination ihrer laufenden Programme übernehmen können», ergänzt Kilian Lötscher.

Das interkantonale Bildungsangebot wird zudem im Bereich des Bodenschutzes mit dem Kanton Freiburg erweitert. Die nachhaltige gute Praxis in der Bauwirtschaft ist ein Schlüsselaspekt, für den sich der E-Campus des WBV bereits jetzt als Referenzplattform positioniert.

«Wir sind von der Dienststelle für Umwelt von Freiburg kontaktiert worden, um eine Weiterbildung für die Baumaschinenführer und die Vorarbeiter im Bereich des Bodenmanagements und des Bodenschutzes umzusetzen», erklärt David Valterio, heute Direktor des Freiburgischen Baumeisterverbands und ehemaliger Bildungsverantwortlicher des Bureau des Métiers. «Ursprünglich wollte man den Baumaschinenführern ein Modul im Präsenzunterricht anbieten. Angesichts der im Wallis initiierten digitalen Entwicklungen haben wir jedoch beschlossen, unsere Kräfte zu bündeln und die Plattform E-Campus für diese Weiterbildung im Bodenmanagement zu nutzen. Dieser Kurs wird online angeboten. Damit können Arbeitgeber und Arbeitnehmer von einem Zeitgewinn und von einer organisatorischen Flexibilität profitieren. Das Format bietet auch die Möglichkeit, die Zielgruppe der Teilnehmenden auszuweiten.»

Mit der Zeit könnte sich der Online-Campus des WBV zu einer Westschweizer Plattform entwickeln, auf der ein erweitertes und zwischen den verschiedenen kantonalen Entwicklungen und Bedürfnissen harmonisiertes Kursangebot laufend online zur Verfügung gestellt würde. Neben dieser interkantonalen Koordination besteht auch der Wille, das System den Akteuren des Rohbaus und des Ausbaugewerbes für eine gemeinsame Nutzung zur Verfügung zu stellen. «Diese bereichsübergreifende und vereinende Vision widerspiegelt im Übrigen gut die Notwendigkeit und den zunehmenden Wunsch nach einer vertieften Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Branche», betont David Valterio.

Mit GPS-Systemen ausgestattete Baumaschinen gewährleisten die präzise Platzierung der Verstärkungen für die Sicherungsarbeiten am Rhone.

Wenn die Baustellensignalisation auf die virtuelle Realität trifft

Die digitale Weiterbildung wird auch über Module in virtueller Realität angeboten. Eines der immersivsten Formate ist aufgrund einer Anregung durch den WBV Ende 2022 entstanden. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Virturéel, spezialisiert auf Lösungen in erweiterter und virtueller Realität, entstanden ist. Die Plattform enthält bereits rund hundert unterschiedliche Baustellen und bietet den Nutzern so die Möglichkeit, sich in ihrer Weiterbildung mit vielfältigen konkreten Situationen auseinanderzusetzen.

Mit ihrem VR-Helm ausgerüstet, können Strassenbauer und Akteure der Bauwirtschaft, deren Arbeit den Verkehr beeinträchtigt, ihre theoretischen Kenntnisse virtuell in die Praxis umsetzen. Sowohl für Baustellen in der Stadt als auch für entlegene Baustellen im Berggebiet erstellt der Nutzer Umleitungen für Fahrzeuge und Fussgänger, gewährleistet die Sicherheit von Personen mit eingeschränkter Mobilität und überprüft, ob die Signaltafeln korrekt platziert sind. Die definitive Version ist von Unternehmen des Sektors vor Ort getestet worden, welche die Bedeutung dieses Instruments bestätigt haben. Das Übungsprogramm wird nun schrittweise mit zusätzlichen Situationen erweitert.

Inkrafttreten des eBadges

Im Wallis zeigt sich die Digitalisierung in der Bauwirtschaft auch und vor allem über den eBadge. Es handelt sich um ein entscheidendes System im Kampf gegen die Schwarzarbeit und zur Garantie für die Einhaltung des GAV der Branche. Das Ergebnis dieses Projekts, das von zahlreichen Akteuren in intensiver Arbeit umgesetzt wurde, ist eine einfache Karte. Gewerkschaften, paritätische Kommissionen, Berufsverbände, der Staat Wallis und das Informationssystem Allianz Bau (ISAB) haben bei der Ausarbeitung dieses Systems des eBadges eng zusammengearbeitet. Die Plattform, die im Kanton zu Beginn dieses Jahres in Kraft getreten ist, ermöglicht die Zentralisierung sämtlicher Informationen in Bezug auf die Einhaltung des GAV durch die Unternehmen des Sektors.

«ISAB begann bereits vor rund sechs Jahren mit dem Aufbau dieser Datenbank», erläutert Sascha Haltinner, der diese von den nationalen Sozialpartnern getragene Allianz leitet. «Angesichts der Anstrengungen zur Lancierung des eBadges im Wallis haben wir logischerweise Gespräche für eine Zusammenarbeit und eine Einführung des Projekts geführt. Für die Sozialpartner und die Organe der Baustellenkontrollen stellt diese digitale Plattform eine grosse Erleichterung dar, da das Überprüfungsverfahren vereinfacht und beschleunigt wird.»

Sämtliche administrativen Informationen der Unternehmen sind nämlich online zentralisiert. Den Unternehmen liefert diese Plattform zudem die Bestätigung, dass sie den GAV einhalten und ihre Arbeit der guten Praxis der Branche entspricht. Den Bauherren garantiert die Wahl eines Unternehmens aus der Datenbank des eBadges, dass es sich um einen Wirtschaftsakteur handelt, der seine Verantwortung wahrnimmt und die entsprechenden Vorschriften einhält. Ab diesem Sommer werden die Ausschreibungen für kantonale öffentliche Aufträge gemäss dem freihändigen Verfahren und dem Einladungsverfahren nur noch denjenigen Unternehmen angeboten, die über den eBadge verfügen. Den Arbeitnehmern bietet dieses System schliesslich einen Schutz gegen potenzielle Auswüchse, indem es ihre Arbeitsbedingungen sicherstellt. Gegenwärtig laufen Gespräche, um den Personalverleihfirmen ebenfalls den Zugang zu diesem System zu ermöglichen.

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