
Seinen Grossvater mit dem Lieferwagen beim Besuch der Baustellen begleiten, während der Sommerferien arbeiten, um Taschengeld zu verdienen, oder im Familienunternehmen den Hubstapler bedienen: Tristan Neurohr wuchs in einer Generation auf, die früh mit der Arbeitswelt konfrontiert wurde. Auch in seiner musikalischen Tätigkeit in der Blasmusik La Marcelline von Grône seit seiner Kindheit und später in der Brassband Treize Étoiles eignete er sich viel Disziplin an. Für Tristan Neurohr gibt es zwischen der Musik und dem Unternehmertum – obwohl die beiden Bereiche anscheinend weit auseinanderliegen – viele Parallelen und eine gegenseitige Bereicherung.
In Ihrem Leben spielen die musikalische Tätigkeit und die Übernahme des Familienunternehmens eine grosse Rolle. Wie hat das alles begonnen?
Ich bin im Universum des Unternehmertums gross geworden. Schon in meiner Kindheit hatte ich Gelegenheit, die Arbeit meines Grossvaters und meines Vaters kennenzulernen. Dies betraf sowohl die Arbeit auf den Baustellen als auch den Alltag als Unternehmer. Mein Ziel war es immer, mich im Familienunternehmen einzubringen und dieses Erbe weiterzuführen. Gleichzeitig bildete die Musik auch schon sehr früh Bestandteil meines Lebens. Mit vier Jahren besuchte ich die Musikschule der La Marcelline. Dort tauchte ich auch sofort in das soziale Leben des Musikvereins ein, in dem die verschiedenen Generationen miteinander musizierten. Das gefiel mir sehr gut.
Was bringt Ihnen die Musik in Ihrer Tätigkeit als Unternehmer?
Der Musikverein ist an sich bereits eine echte Lebensschule. Viele über die Musik erlangte Qualitäten und Kompetenzen erweisen sich beim Führen eines Unternehmens als sehr nützlich. Das beginnt mit der Konzentration, der Präzision und der Stressbewältigung bei der Vorbereitung auf das Vorspielen, auf Wettbewerbe und auf Auftritte. Im Alltag hilft mir dieses Rüstzeug, meinen Arbeitsdruck zu bewältigen. Wie in allen Bereichen ist auch das Spielen eines Instruments eine Frage der Übung. Je weiter man fortschreitet, desto mehr Freude hat man daran. Es ist aber vor allem auch eine geniale Tätigkeit, welche die Generationen verbindet. Es ist für mich sehr wertvoll, dass ich diese Begeisterung im Musikverein mit meinen Kolleginnen und Kollegen teilen kann.
Interessieren sich Ihre Kunden oder Partner für Ihre musikalische Tätigkeit?
Es ist sehr interessant, dass zahlreiche Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite, über die Unterstützungsgruppe Golden Club auch die Brassband Treize Étoiles unterstützen. In diesen Kreisen kennen sich alle. In diesem Sinn stellt die Unterstützungsgruppe ein ausgezeichnetes Netzwerk dar, mit dem ich als Vizepräsident der Brassband regelmässig in Kontakt stehe. Im Übrigen sind es in unserem Kanton die KMU, welche die Musikvereine finanziell am Leben erhalten. Es kommt deshalb oft vor, dass ich auf den Baustellen dieselben Personen sehe, die ich auch an musikalischen Veranstaltungen treffe.
Wie können Sie die zahlreichen Musikübungen mit Ihren beruflichen Anforderungen unter einen Hut bringen?
Es ist alles eine Frage der Organisation. Und die Proben der La Marcelline und der Brassband finden oft am Abend, nach der Arbeit, statt. Ausserdem sind die intensivsten Übungsperioden anhand des Wettkampfkalenders der Brassband und des Veranstaltungskalenders des Musikvereins zeitlich begrenzt. Ich habe auch die Chance, dass ich von einer flexiblen Arbeitszeit profitieren kann. Natürlich muss ich zu gewissen Zeiten im Unternehmen oder auf den Baustellen sein. Aber abgesehen davon kann ich mir die übrige Arbeit für das Unternehmen so einteilen, dass ich auch noch Zeit für die Musik habe. Das Spiel auf diesem Niveau bedeutet aber auch, dass ich neben dem Üben zu Hause vor allem in der Vorbereitungszeit für die Wettkämpfe pro Woche 15 bis 20 Stunden im Übungslokal verbringe.
Wie ist die Stimmung in der Brassband nach dem wiederholten Titel als Europameister und dem Sieg im British Open 2024 und was motiviert Sie zum Weitermachen?
Die Motivation ist ähnlich wie bei Sportveranstaltungen. Der Wettkampfgeist, die Kameradschaft und das Streben nach Perfektion sind unsere wichtigsten Motivationsquellen. In diesem Sinn ist die Stimmung ausgezeichnet. Wenn man vor einem Publikum von 2000 Personen nach unzähligen Proben nahe an der Perfektion spielen kann, kommen natürlich auch die Emotionen zum Ausdruck. Es ist ein einmaliges Gefühl, nach dem man immer wieder strebt.

Die Brassband Treize Étoiles in Zahlen
2024 Bristish Open Champion
2005 Weltmeistertitel
15 mal Schweizer Meister
2 mal Europameister
+65 Musiker