
Mathias Reynard, Leiter des Departements für Gesundheit, Soziales und Kultur, und Paul Bovier, Vertreter der Arbeitgeber und ehemaliger Präsident des Vereins zur Verstärkung der Kontrollen auf Baustellen ( ARCC ), erläutern die Herausforderungen.

Mathias Reynard

Paul Bovier
Inwiefern entspricht eBadges im Vergleich zu den übrigen Badges und den bisherigen Lösungen den Bedürfnissen besser?
Mathias Reynard: Die Lösung eBadges unterscheidet sich von den übrigen Systemen durch ihren umfassenden Ansatz. Sie beinhaltet sämtliche Aspekte in Bezug auf die Arbeitsbedingungen. Darunter fallen auch die Inspektionen durch die Dienststelle für Arbeitnehmerschutz (DAA) und die Suva, aber auch der Kontrolleure der paritätischen Berufskommissionen (PBK), welche die Unternehmen und die Baustellen kontrollieren. Nicht zu vergessen sind auch sämtliche Sozialkassen und die Dienststellen, welche für die Arbeitsbewilligung und die Erhebung der Quellensteuer zuständig sind.
Paul Bovier: Bei eBadges handelt es sich um eine starke Koalition, die dem Wallis ein einmaliges Kontrollinstrument ermöglicht. Es gibt keinen anderen Kanton mit einer so vollständigen Lösung. Deshalb ist diese Plattform auch eine Referenz auf nationaler Ebene, welche die übrigen Kantone inspiriert.
Für welche Art von Aufträgen – öffentliche, private – ist eBadges obligatorisch?
MR: Seit dem 1. Oktober 2025 ist eBadges obligatorisch für die Aufträge des öffentlichen Beschaffungswesens des Kantons Wallis beim freihändigen Verfahren und beim Einladungsverfahren. Die Gemeindebehörden wurden für die Entwicklung dieses Projekts von Beginn an sensibilisiert und wir hoffen, dass sie das System ebenfalls übernehmen.
Wer soll von der Einführung dieses Systems profitieren?
PB: Für die Unternehmen ist eBadges ein Garant für Gerechtigkeit und soziale Vorbildlichkeit. Nach den ersten administrativen Schritten ermöglicht ihnen das System, von der Automatisierung gewisser verbindlicher administrativer Formalitäten zu profitieren. Sie können sich damit aber auch gegen den unlauteren Wettbewerb und das Sozialdumping absichern. Abgesehen von den positiven Auswirkungen auf ihr Image erleichtert dieses Instrument den Unternehmen auch den administrativen Zugang zu gewissen Ausschreibungen des öffentlichen Beschaffungswesens. eBadges bestätigt nämlich, dass der Arbeitgeber die Bestimmungen der Gesamtarbeitsverträge (GAV) einhält, den Sozialkassen angeschlossen ist, die Beiträge bezahlt und die geltenden Sicherheitsvorschriften anwendet. Auch die Arbeitnehmer, welche den Badge tragen, können sicher sein, dass ihr Arbeitgeber die gesetzlichen Pflichten erfüllt. eBadges kann mit einem Label verglichen werden, mit dem Bauwerke zertifiziert werden, welche die höchsten nachhaltigen Baunormen einhalten. Hier handelt es sich im Gegensatz dazu um die Einhaltung der guten sozialen Praktik und der Sicherheitsnormen durch das Unternehmen. Allgemein garantiert die Einführung des Systems, dass der Wettbewerb zwischen den Unternehmen den Vorschriften entspricht und dass nur Konkurrenten daran teilnehmen können, die sich fair verhalten.
Warum eBadges?
Verwaltungseffizienz, Arbeitnehmerschutz und fairer Wettbewerb in Einklang bringen: Das ist das Ziel der Plattform eBadges. Dieses neue digitale Tool, das für Fairness im öffentlichen Beschaffungswesen des Wallis sorgt, wird vom Staat, den Sozialpartnern und den Sozialkassen unterstützt. Es zentralisiert somit die gesetzlichen und vertraglichen Kontrollen auf Baustellen. Das Ergebnis: vereinfachte Verfahren für vorbildliche Unternehmen, mehr Transparenz für die Behörden und ein Ende des Sozialdumpings.
Wie sieht es für Gemeinden und Kanton aus?
MR: Auch für sie ist das System ein grosser Zeitgewinn, da eBadges ihnen die Möglichkeit bietet, sehr rasch und online zu überprüfen, ob die Anbieter und Subunternehmen alle für den Zuschlag eines öffentlichen Auftrags erforderlichen Voraussetzungen erfüllen. Die Verfahren werden so für die öffentliche Hand und für die Unternehmen vereinfacht. Durch die Bevorzugung von eBadges-Unternehmen schränkt der Auftraggeber die Risiken im Zusammenhang mit illegaler Arbeit und Unfällen ein und stärkt gleichzeitig die Vorbildfunktion des Kantons, der Behörden und anderer Auftraggeber. Die Auswahl der Unternehmen, die beim Einladungsverfahren eingeladen werden oder denen beim freihändigen Verfahren ein Auftrag erteilt wird, ist so einfacher geworden.
PB: Über den Verband Walliser Gemeinden haben wir übrigens unsere Plattform den Gemeinden vorgestellt. Anhand der Rückmeldungen scheint unsere Lösung in die richtige Richtung zu gehen. Den Gemeinden bietet die Einführung von eBadges viele Vorteile.
Wie sehen Sie nach drei Jahren als Präsident den Verband und seine Arbeit im Rahmen dieses Projekts?
PB: Ich übergebe das Amt nicht ohne Empfindungen an den Gewerkschaftsvertreter Bernard Tissières. Das Projekt hat sich für mich nämlich als vielversprechend und bereichernd herausgestellt. Die Einführung dieses ausgefeilten Projekts eBadges widerspiegelt eine einmalige Kompromissfähigkeit, wie sie nur in der Schweiz möglich ist. Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass die Profile und Visionen der beteiligten Akteure sehr unterschiedlich sind. In diesem Sinn sind wir sehr erfreut, dass wir beim Staat so viel Gehör gefunden haben.
eBadges, eine starke Partnerschaft im Dienste des Bauwesens
Dieses System wird vom Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur (DGSK) in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern des Bauwesens umgesetzt.
