
Das Walliser Strassennetz, welches für die Mobilität und die Wirtschaft des Kantons von entscheidender Bedeutung ist, steht vor grossen Herausforderungen in Bezug auf Instandhaltung und Modernisierung. Laut einer Studie des Schweizerischen Baumeisterverbands sind die Schweizer Strassen- und Schieneninfrastrukturen überwiegend in gutem bis mittlerem Zustand, bedürfen aber einer regelmässigen Wartung, um einen ähnlichen Verfall wie in Deutschland zu verhindern, wo vier von fünf Unternehmen von einer mangelhaften Infrastruktur betroffen sind.
Die Schweizer Nationalstrassen sind grösstenteils in gutem Zustand, wobei 73 % der Fahrbahnen als zufriedenstellend eingestuft werden. Andere wichtige Elemente wie Brücken, Tunnel und Sicherheitseinrichtungen weisen jedoch einen weniger günstigen Zustand auf. Zwischen 5 % und 17 % dieser Infrastrukturen werden vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) als „gut“ eingestuft, während 68 % bis 75 als „mittelmässig“ eingestuft werden. Darüber hinaus werden 14 % bis 19 % der Tunnel und Sicherheitseinrichtungen als „ausreichend“ eingestuft, was darauf hindeutet, dass kurzfristig Renovierungs- oder Austauscharbeiten erforderlich sind.
Was die Kantonsstrassen betrifft, so ist die Qualität je nach Region sehr unterschiedlich. In den Kantonen Aargau, Bern, Graubünden, Nidwalden, Solothurn und Zürich ist mindestens die Hälfte der Strassen in gutem Zustand. Graubünden sticht mit einer Bewertung von 4,36 von 5 Punkten hervor, dicht gefolgt von Solothurn und dem Aargau. Das Wallis weist grosse Herausforderungen auf, da fast ein Drittel seiner Kantonsstrassen als kritisch oder in schlechtem Zustand eingestuft wird
Spezifische Walliser Einschränkungen
Das Wallis mit seiner bergigen Topografie und seinen vielfältigen klimatischen Bedingungen ist besonders anfällig für Naturgefahren wie Erdrutsche, Lawinen und Sturzfluten. Diese Phänomene erhöhen den Verschleiss der Strasseninfrastruktur und erfordern häufige Eingriffe, um die Sicherheit und den Verkehrsfluss zu gewährleisten. Die geografische Komplexität des Kantons macht Unterhalts- und Modernisierungsarbeiten zudem kostspieliger und technisch anspruchsvoller.
„Da ist das Alter der Infrastrukturen, die Zunahme der Belastungen wie Verkehrsbelastung und Tonnage, die seit Jahrzehnten zu geringen Investitionen in die Instandhaltung, aber auch die zunehmenden extremen Wetterereignisse“, sagte Eric Duc, Sektionschef der Dienststelle für Mobilität des Staates Wallis, Ende Januar dem Nouvelliste zu den Faktoren, die den Zustand des Strassennetzes beeinflussen.
Der Alpenkanton ist sich dieser Herausforderungen bewusst und hat mehrere Initiativen ergriffen, um den Zustand seiner Strasseninfrastruktur zu verbessern. Gezielte Instandsetzungsprogramme wurden für die am stärksten beschädigten Abschnitte gestartet, mit besonderem Augenmerk auf die Gebiete mit hohem Risiko. Darüber hinaus werden Investitionen getätigt, um die Sicherheitsausrüstung zu modernisieren, bestehende Strukturen zu stärken und die Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur gegenüber klimatischen Risiken zu verbessern.
Initiativen und Zukunftsperspektiven
Um eine nachhaltige und effiziente Strasseninfrastruktur zu gewährleisten, ist jedoch eine langfristige Planung von entscheidender Bedeutung. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den kantonalen Behörden, den Gemeinden und den lokalen Bauunternehmen. Die Einführung innovativer Technologien, wie nachhaltige Baumaterialien und Echtzeit-Überwachungssysteme, könnte ebenfalls zu einem proaktiveren und effektiveren Infrastrukturmanagement beitragen.
Der Zustand der Strassen und Verkehrswege im Wallis spiegelt die einzigartigen Herausforderungen wider, mit denen der Kanton konfrontiert ist. Zwar werden erhebliche Anstrengungen unternommen, um diese Infrastrukturen zu verbessern und instand zu halten, doch sind kontinuierliche Aufmerksamkeit und nachhaltige Investitionen erforderlich, um den aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Zusammenarbeit zwischen den Behörden, den Fachleuten des Sektors und der Gemeinschaft ist von entscheidender Bedeutung, um eine sichere und effiziente Mobilität zu gewährleisten und so zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Wallis beizutragen.
Die erste Aufgabe des Walliser Grossen Rates wird es übrigens sein, über einen Verpflichtungskredit für die Kantonsstrassen zu entscheiden, der auf über 50 Millionen Franken geschätzt wird. Zuvor muss der Antrag vom Staatsrat auf Vorschlag der Dienststelle für Mobilität genehmigt werden.
Prioritäre Baustellen
Der Verpflichtungskredit deckt Arbeiten an fünfzehn Kunstbauten ab, wobei ein bedeutender Teil – 14 Millionen Franken – für die Renovierung des Gueuroz-Tunnels, dem Hauptzugang nach Salvan, verwendet werden soll. Der Walliser Grosse Rat wird voraussichtlich im Juni über diese Finanzierung abstimmen, vorbehaltlich des parlamentarischen Kalenders. Für die Modernisierung der Brücke von Saint-Maurice werden 5,6 Millionen Franken benötigt, während 3,8 Millionen Franken für die Sanierung der Halbbrücke von Les Croisettes im Val d’Anniviers vorgesehen sind. Alle diese Arbeiten sollen innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen sein.
Die Auswahl der betroffenen Infrastrukturen beruht auf einer strengen Bewertung. In der Schweiz wird jeder Kunstbau auf einer Skala von 1 bis 5 eingestuft. Im Wallis wurden zwei Brücken mit einer 4 bewertet, was auf einen schlechten Zustand hinweist: die Brücke von Lalden und die Tellini-Brücke in Eggen, wobei letztere in diesem Finanzierungsantrag enthalten ist. Parallel dazu sind mehrere Neugestaltungen von Ortsdurchfahrten im Gange. In Vétroz werden die Baustellen bis 2026 fortgesetzt. In Sitten beginnen die ersten Arbeiten an der Avenue de Tourbillon in diesem Jahr. Die Ausschreibung der Ortsdurchfahrt von La Fouly ist für diesen Sommer geplant, während die Ortsdurchfahrt von Hérémence 2026 in Angriff genommen wird.